Oder besser: Küssen erwünscht! Aber nicht einfach drauf los, nein! Hier in Frankreich hat jede Region diesbezüglich ihre eigene Ordnung. Beginnend mit der Wange rechts dann links oder links – rechts – links, manchmal auch rechts – links – rechts – links, Mann küsst meist zuerst… Frau, Mann küsst Mann, Frau küsst Frau. Wer bei so viel Kusswirrwarr unsicher wird… sollte einfach still halten und die Begrüßungszeremonie über sich ergehen lassen.

Salute! … immer noch aus dem charmanten Frankreich. Drei bewegte Monate seit unserem letzten Bericht sind vergangen. Nach unseren liebenswerten Gastgebern Sophie und Philippe rollten wir wieder eine Woche durch das Land, mit einem Abstecher an den Atlantic. Ein Frühstück am Meer, mit schöner Aussicht auf das Fort Boyard. Unsere Bretagne-Rundreise startete Ende Mai. In kurzen Etappen ging es nun beginnend im Süden, die bretonische Küste entlang. Eine raue, wilde, bizarre Küstenlandschaft mit Sandstränden die bei Ebbe über 500 Meter breit werden, dann wieder felsige Abschnitte mit vielen kleinen davor gelegenen Inseln, Kilometer lange Steilküste mit einsamen Buchten. Und natürlich gab es auch hier wieder historische Städte mit lebendigen Märkten, auf welchen Köstlichkeiten der Region angeboten wurden…

Auch zu Fuß kann die Küste erobert werden, immer entlang der kleinen zirka 2000 km langen Zöllnerpfade. So rau wie die Küste war allerdings auch das Wetter mit seinen frischen Temperaturen um die 13 Grad, Wind und Regen. Auch die Menschen in der Bretagne waren etwas rauer, nicht ganz so charmant wie bislang. Nach einem Monat, erreichten wir, an der Nordseite kurz vor der Normandie unsere nächste Station. Elsa aus Deutschland und Erik ein Franzose. Beide haben sich vor drei Jahren, bei einem Arbeitseinsatz kennengelernt und bauen nun gemeinsam ein historisch altes Haus im Ort „Mont Dol“, direkt am Fuße des „Heiligen Berges“, um.
Unsere Berta parkte unmittelbar auf einem kleinen Platz vor dem Haus an einer Straßenkreuzung, zum Glück war sie nicht viel befahren. Einen Tag später hielt ein weiteres Wohnmobil, mit einigen Pflastern, die die Kunststoffverkleidung festhielten. Lukas aus Italien, auch seit zwei Jahren mit seinem Wohnmobil unterwegs, quetschte sich ebenfalls auf den winzigen Vorhof zwischen Bauutensilien und uns.
Im Haus wohnte noch eine weitere Helferin, Gayong, eine junge Koreanerin, die tagein, tagaus Blumengirlanden auf die neuen Küchenmöbel malte. Eine Bunt zusammen-gewürfelte Truppe, jeder auf seine Art ein wenig extrem, es passte aber super zusammen und wir hatten viel Spass.

Das Meer war nur einige Kilometer entfernt und wir unternahmen zu meiner Freude viele Radtouren. Landschaftlich hätte es auch eine Radtour durch Schleswig Holstein sein können. Die touristische Attraktion war die Klosteranlage auf dem im Wasser liegenden Berg Mont Saint Michelle. Zu Michaels Freude, nach dem Eiffelturm das zweit größte touristische Ziel in Frankreich.

Sehenswert auch die alte Festungsstadt Saint Malo mit ihren vorgelagerten Bastionen.

Nach 14 Tagen Stopp ging es von dort weiter Richtung Süd-Osten, in die Weinberge der Loire. Ein Prachtschloss, neben dem Anderen. Nach einer Woche geballter Kunst und unfreiwilligen Teilnahme an der „Tour de France“ sind wir dann im Burgund bei unserer weiteren Gastgeberin gelandet.

 
 

Ein altes Herrenhaus am Dorfeingang mit zwei Hektar Land, verwunschenem Garten und einem Innenhof, dekoriert mit Keramiken. Dauphine eine Töpferin, die sich eine wunderschöne sinnliche Umgebung geschaffen hat. Diese konnten wir sehr genießen, der Sommer hatte endlich auch begonnen und ich bin wieder einmal zum Malen gekommen. Auch hier haben wir die französische Esskultur sehr genossen. Schon am ersten Abend, saßen wir an einer großen Tafel, improvisiert mit einer Holzplatte auf zwei Böcken, unter einer großen Platane im Garten. Schnell standen guter Wein, Käse, Salat ein großes Baguette auf dem Tisch und zehn bis zwölf „skurrile“ Künstler aus Paris… ein Bild wie in einem klischeehaften französischen Film. Leider verging die Zeit sehr schnell, inzwischen sind wir wieder weiter gezogen, Richtung Osten. Übernachtung an einem Kloster, frühstücken in Dijon und heute stehen wir auf einer Alm in den Vogesen. Am Wochenende kehren wir wieder ein aber dazu genaueres beim nächsten Mal.

Aus der Bretagne haben wir noch etwas Kulinarisches, Simples, Schnelles und Kreatives zu berichten. Die Galette ist ähnlich wie der Crepe. Es wird auf einer heißen Platte, mit einem Holzspatel dünn ausgezogen. Der Unterschied ist allerdings, dass der Teig aus Buchweizen und Wasser besteht. Buchweizen war früher, das Mehl der „Armen“ und ist übrigens auch Gluten frei.

Galette:
Buchweizen und Wasser mit etwas Salz zu einem dickflüssigen Brei rühren und einen Tag bei Zimmertemperatur ruhen lassen, fertig!
Diesen Teig nun auf einer heißen etwas geölten Platte rund und dünn ausstreichen, wenden nachdem die  Unterseite fest geworden ist. Nun kann jeder seine Kreativität, je nach Geschmacksvorstellung frei entfalten. Galette mit Meeresfrüchten, Algen, Gemüse, Pilze oder einfach nur einer Bratwurst eingerollt, natürlich auch die vielen „Süßvarianten“ mit Früchten, Nüssen und Saucen oder vielleicht einem Schuss Cointreau… der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Das Ganze wird dann viermal zu einem Rechteck gefaltet und nochmals kurz angebraten.

Nach dem Motto… Essen macht Spaß… viel Freude beim Ausprobieren und alles Liebe, bis bald

Anna, Michael und die treue Berta